AUTOR
Fjodor Dostojewski
Schuld Sühne«, erschienen im Jahre 1866, ist fraglos einer
der bekanntesten Romane Dostojewskis und gleichzeitig eines der
wichtigsten Werke russischer Literatur der Moderne.Der Autor erzählt die Leidensgeschichte des Studenten Rodion Raskolnikow, welcher zum Mörder wird und letztlich daran zerbricht. Die Suche nach Moral und Gerechtigkeit und der Umgang mit Schuld vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen sind die Themen, die von Dostojewski hier verarbeitet werden. Nicht zuletzt wird dabei ein klares Bild der sozialen Verhältnisse im St. Petersburg des 19. Jahrhunderts gezeichnet.
Das Werk teilt sich in sechs Teile, welche wiederum in jeweils 5 bis 8 Kapitel unterteilt sind, sowie einen Epilog.
Der erste Teil des Romans macht den Leser vertraut mit der Person des Rodion Romanowitsch Raskolnikow. In ärmlichsten Verhältnissen lebt der hochbegabte Student in St. Petersburg scheinbar als Einzelgänger, vergeistigt und menschenscheu. Weitere wichtige Personen sind seine Schwester Awdotja ›Dunja‹ Alexandrowa sowie seine Mutter, sein treuer Freund Rasumichin und die fromme Prostituierte Sonja.
Zu Beginn des ersten Kapitels stattet Raskolnikow seinem späteren Opfer, der Pfandleiherin Aljona Iwanowna, einen Besuch ab. Hier wird bereits deutlich, dass er den Plan hegt, Iwanovna zu einem späteren Zeitpunkt auszurauben. Auf dem Rückweg besucht Raskolnikow eine Taverne, wo er die Bekanntschaft mit dem verarmten Beamten Marmeladow macht. Stark alkoholisiert erzählt dieser ihm seine Familiengeschichte – unter anderem von seiner Tochter Sonja, welche die Armut der Familie in die Prostitution getrieben hat.
Am nächsten Morgen erhält Rodion einen Brief seiner Mutter Pulcheria Alexandrowa aus einer Provinz nahe St. Petersburg. In diesem Schreiben erfährt er von der Verlobung seiner Schwester Awdotja mit dem einflussreichen Luschin. Die Mutter kündigt auch einen baldigen Besuch in St. Petersburg an. Raskolnikow ist aufs Äußerste verstört und fieberhaft sowie entschlossen, die Heirat zu verhindern.
Am nächsten Tag begibt sich Raskolnikow mit einer Axt zur Wohnung der Pfandleiherin Aljona Iwanowna, als er weiß, dass ihre Schwester außer Haus ist. Sein Plan ist das perfekte Verbrechen. Außerdem fühlt er sich zu dem Mord berechtigt, da die Menschheit von dem Tod Iwanowas profitieren würde.
Er tötet Iwanowa und wird dann von der Ankunft der Schwester Liwazeta überrascht. Auch sie muss sterben und während weitere Besucher eintreffen und den Mörder zu entdecken drohen, gelingt es ihm doch ungesehen und mitsamt Diebesgut zu entkommen.
Teil 2
Am nächsten Morgen wird Raskolnikow zur Polizeistation zitiert. Obwohl der Anlass nichts mit dem Mord zu tun hat, erleidet er dort, von Angst und Verfolgungswahn überwältigt, einen Zusammenbruch.
Weiter unter Fieberträumen leidend, bekommt er am nächsten Tag Besuch von seinem Freund Rasumichin. Kurz danach erscheint überraschend auch Luschin in Raskolnikows Kammer, wird aber von dem entzürnten Rodion des Raumes verwiesen.
Raskolnikow verlässt danach ebenso das Haus und trifft dabei schließlich auf Marmelodow, welcher betrunken von einer Kutsche erfasst worden war und im Sterben liegt. Rodion begleitet seinen alten Bekannten nach Hause, wo Marmelodow verstirbt. Hier begegnet Raskolnikow zum ersten Mal der Tochter Sonja.
Teil 3
Wieder zu Hause erwarten Rodion dort seine Mutter und seine Schwester. Er schickt die beiden fort und Rasumichin nimmt sich ihrer an. Am nächsten Morgen kommt es zum Zusammentreffen der Familie mit Sonja. Es wird deutlich, dass Rodion sich zu ihr hingezogen fühlt.
Anschließend treffen Rodion und Rasumichin auf den Untersuchungsrichter Porfiri Petrowitsch, der ihn des Mordes an den Iwanownas zu verdächtigen scheint.
Teil 4
Raskolnikow erhält Besuch von Swidrigailow, dem früheren Dienstherrn seiner Schwester, welcher erklärt Dunja Geld zu geben wollen, um dadurch die Hochzeit zu verhindern. Raskolnikow lehnt dies ab.
Am Abend ist ein Treffen der Familie mit Luschin angesetzt. Dabei kommt zum Zerwürfnis zwischen dem stolzen Verlobten und Dunja, was insbesondere Rasumichin erfreut. Er plant eine gemeinsame Zukunft mit Rodions Schwester.
Am nächsten Tag ist Raskolnikow in Porfiris Büro geladen. Es wird offensichtlich, dass Rodion von Porfiri verdächtigt wird – der Versuch, den Studenten tatsächlich des Mordes zu überführen, geht jedoch schief.
Teil 5
Sowohl Raskolnikow als auch Luschin nehmen an Marmeladows Leichenmahl teil. Der ehemalige Verlobte Dunjas versucht Sonja dabei einen Diebstahl unterzuschieben, wird jedoch dabei ertappt.
Sonja verlässt die Veranstaltung und Raskolnikow folgt ihr zu ihr nach Hause. Er eröffnet ihr, die Morde begangen zu haben und erläutert auch sein Motiv: Nicht die Armut hätte ihn dazu getrieben, sondern der Wunsch und die Überzeugung, sich durch den Mord zum Übermenschen erheben zu können.
Kurz danach teilt ihm Swidrigailow mit, sein gesamtes Geständnis mitangehört zu haben.
Teil 6
Raskolnikow trifft auf Porfiri Petrowitsch. Dieser lässt ihn wissen, dass er ihm auf den Fersen sei und er plane, ihn innerhalb der nächsten zwei Tage zu verhaften. Kurz darauf kommt es zu einem verabredeten Treffen zwischen Swidrigailow und Dunja. Sie erfährt, was er über ihren Bruder weiß und er hindert sie dann daran zu gehen. Er eröffnet ihr, sie könne ihren Bruder retten, indem sie sich für ihn entscheide. Als er letztlich sieht, dass sie ihn nicht liebt, hält er sie nicht mehr auf.
Swidrigailow begeht kurz danach Selbstmord.
Raskolnikow besucht seine Mutter, um sich zu verabschieden. Am nächsten Tag geht er zu Sonja. Sie gibt ihm ein Kreuz und sie beten.
Rodion Raskolnikow begibt sich zur Polizeistation und gesteht den Mord an den beiden Schwestern.
Epilog
Raskolnikow wird zu 8 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Sonja begleitet ihn. Rasumichin und Dunja heiraten kurze Zeit später, die Mutter verstirbt.
In Sibirien verspürt Rodion keine Schuldgefühle und fühlt sich weiterhin im Recht.
Eines Tages jedoch realisiert er seine Liebe zu Sonja und scheint von da an verändert und bereit zu bereuen.
Der Roman wird erzählt von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person, zumeist ist der Fokus auf der Perspektive Raskonikows. Der Leser verfolgt verschiedene Handlungsstränge, die mehr und mehr verflochten werden.
Fjodor Dostojewskis »Schuld und Sühne« ist ein vielschichtiger und komplexer Roman, der tief in das menschliche Wesen eindringt und auf eine Vielzahl an sozialkritischen Aspekten hinweist. So verarbeitet der Autor Kritik an den Einflüssen bestimmter sozialrevolutionärer Ideen der damaligen Zeit, wie dem Utilitarismus und Rationalismus.
Nicht zuletzt unter Einflussname der christlichen Komponente stellt der Roman ein bemerkenswertes Plädoyer für Menschlichkeit und Altruismus dar.
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